Motivation
Wie können spannende Konzertreisen aussehen für junge Musiker*innen, die Klimagerechtigkeit ernst nehmen möchten? Wie geht das, auf die Inspiration internationaler Begegnungen nicht zu verzichten und Auftritte und Probenarbeit in eng getakteten Terminkalendern unter einen Hut zu bringen, aber konsequent terran zu reisen?
Diese Fragen stellen sich die beiden 15-Jährigen Blanca (Violine) und Marta (Horn), Initiatorinnen des Projekts Baltic Connection.
Marta ist Mitglied des Landesjugendorchesters Berlin und weiß bereits jetzt, dass sie Waldhorn studieren möchte. Blanca gehört der Deutschen Streicherphilharmonie an — dem jungen Spitzenensemble der Musikschulen bundesweit. Doch wie sollen junge Menschen sich eine Profikarriere als Musiker*in vorstellen, wenn sie Flugreisen nicht mehr verantworten möchten aus Gründen der Klimagerechtigkeit?
Blanca und Marta frustriert es, zu erleben dass eine Mehrheit von Gleichaltrigen offenbar nicht einmal darüber nachdenkt, ob es in Zeiten der Klimakatastrophe vertretbar ist, ein 80-köpfiges Schulorchester für zehn Tage nach Brasilien oder Taiwan zu schicken. Es mag einfacher sein, für die Planung von Konzertreisen auf jahrzehntelang etablierte Kontakte in diese fernen Länder zurückzugreifen. Um stattdessen neue, klimaverträgliche Wege und nahegelegene Ziele hier in Europa aufzutun, wollen Blanca und Marta neue Kooperationen aufbauen. Neue Kontakte zu knüpfen, neue Projektförderanträge zu stellen usw. bedeutet einigen Aufwand und Mühe. Doch die 15-Jährigen scheuen die Mühe nicht, und sie suchen sich breite Unterstützung. Denn Bequemlichkeit kann für sie kein Argument gegen ernstgemeinten Klimaschutz sein.
Blanca und Marta wissen, was alle wissen, aber viele gern aus dem Blickfeld verdrängen: dass ein bequemes Weiter-so-wie-bisher angesichts der Klimakatastrophe früher oder später unmöglich sein wird. Deshalb möchten sie lieber in der Region und im benachbarten Ausland Konzerte geben, anstatt um die halbe Welt zu fliegen. Sie wissen auch aus eigener Erfahrung, dass es keinen Verzicht bedeuten und keineswegs weniger spannend sein muss, weniger weit zu reisen.
Idee
Zusammen mit Gleichgesinnten aus verschiedensten Kontexten der studienvorbereitenden Musikausbildung möchten Blanca und Marta durch das Projekt Baltic Connection erlebbar machen, dass attraktive Konzertreisen und inspirierende internationale Begegnungen durchaus möglich sind, ohne weit und jedenfalls ohne per Flugzeug zu reisen.
Zum ersten Workshop 2025 auf Schloss Bröllin und zur anschließenden Tournee möchten sie weitere ambitionierte junge Musiker*innen aus Berlin, Mecklenburg-Vorpommern sowie aus dem benachbarten Polen einladen.
Insgesamt 20 Teilnehmer*innen und vier Dozent*innen haben Blanca und Marta für das erste Saisonprojekt der Baltic Connection vorgesehen. Gemeinsam mit ihnen wollen sie im Sommer 2025 ein vielseitiges Kammermusik-Programm auf hohem Niveau erarbeiten und in Form einer Konzertreihe präsentieren: nach einem Workshop-Abschlusskonzert auf Schloss Bröllin anschließend in Szczecin/Polen, auf Usedom, in Rostock, eventuell in Hamburg und zuletzt in Berlin.
langfristige Perspektive
Der für Sommer 2025 geplante erste Workshop mit Konzertreise an die deutsche Ostseeküste sowie nach Polen soll ein Anfang sein. Falls das Projekt auf Resonanz stößt, ist für kommende Jahre angedacht, auch Kontakte nach Südschweden und Dänemark zu knüpfen …
und von dort weitere junge Mitspieler*innen in die Baltic Connection einzubeziehen, ebenso wie dort gemeinsame Konzerte zu ermöglichen: zum Beispiel in Malmö und Kopenhagen.
Nach und nach kann das Netzwerk internationaler Beziehungen weiter wachsen. In ein paar Jahren, wenn Blanca, Marta und ihre aktuellen Mitspieler*innen auf ihren Berufslaufbahnen fortgeschritten sind, soll von künftigen Generationen junger Musiker*innen das Austausch-Netzwerk weiter mit Leben gefüllt werden.
Zusammenfassung
Klimaschonende Alternativen für internationale Konzertreisen. Kammermusik-Jugendaustausch mit nahegelegenen Nachbarländern. Terran reisen auf kurzen Wegen. Gemeinsam musizieren auf hohem Niveau.
Die Baltic Connection möchte zeigen, dass in vertretbarer Entfernung zu den Metropolregionen Berlin und Hamburg reizvolle Alternativen realisierbar sind zu Fernreisen-Optionen, die angesichts der Klimakatastrophe nicht mehr zu verantworten sind. Und dass Kooperationen mit benachbarten Ostsee-Anrainerstaaten den Fernbeziehungen in nichts nachstehen müssen an Inspiration, sozialem Austausch und an musikalischem Niveau.
Projektpartner
Partner-Organisationen (Anfragen laufen bzw. sind in Vorbereitung):
- NDR Musik- und Filmförderung Mecklenburg-Vorpommern als alleiniger Medienpartner
- Schloss Bröllin e. V., Mecklenburg-Vorpommern bietet Proben- und Aufführungsräume für internationale Gruppen Kunstschaffender sowie Optionen für die Unterbringung für Teilnehmer*innen und Dozent*innen
- International Lutosławski Youth Orchestra, Szczecin ist ein Projekt der Stettiner Philharmonie und Polens internationales Jugendorchester; kann bei der Vermittlung helfen, um junge Musiker*innen aus Polen in die Baltic Connection einzubeziehen, sowie um ein Gastkonzert in der Mieczysław-Karłowicz-Philharmonie in Szczecin zu ermöglichen
- Hochschule für Musik und Theater Rostock / Mecklenburgische Bläserakademie vereint als Partnerschafts-Projekt zwischen der Staatsoper/Staatskapelle Berlin und der hmt Rostock besonders begabte Studierende zu einem außergewöhnlichen Kammermusikprojekt
- Oscar und Vera Ritter-Stiftung, Hamburg fördert Berufsbildung und Begabtenförderung für junge Musiker*innen und Komponist*innen; veranstaltet eine regelmäßige Reihe von Nachwuchskonzerten in Hamburg
- Usedomer Musikfestival / Festivalbüro, Seebad Heringsdorf als möglicher Kooperationspartner, um Gastauftritte der Baltic Connection auf Usedom zu ermöglichen
- Terran e. V., Freiburg ist der deutsche Haupt-Projektpartner des europaweiten Netzwerks „Stay Grounded“, das europäische Bewegungen für die Reduktion von Flugverkehr bündelt
- Klasse Klima an der UdK Berlin ist ein transdisziplinäres Kollektiv, das die Verankerung der Klimakrise und Klimagerechtigkeit in Bildung und künstlerischer Praxis zum Ziel hat
mögliche weitere Partner-Organisationen (perspektivisch, ab 2026):
- NordplusMusic ist ein internationales Kooperationsnetzwerk von Institutionen der höheren Musikausbildung in den nordischen und baltischen Ländern, darunter 40 Musikhochschulen, Universitäten, Hochschulen und Fachhochschulen
- Lund University / Malmö Academy of Music kommt in Frage als Austausch-Partner, um junge Musiker*innen aus Schweden in die Baltic Connection einzubeziehen
- Lund University / Department of Marketing and Tourism Studies, Prof. Stefan Gössling betreibt Grundlagenforschung zur Nachhaltigkeit von Tourismus, Verkehr und Mobilität; möglicher Kooperationspartner zur wissenschaftlichen Begleitung des Projekts Baltic Connection
- International Fund for Animal Welfare IFAW setzt sich unter vielen anderen Themen für verminderte Fahrtgeschwindigkeiten in der Schifffahrt und dadurch Reduktion des Ausstoßes von CO2, Lärm und Schadstoffen ein